Verfasst von: SDG | 01/02/2011

Ägypten, Ägypten, Ägypten

Katastrophe! Schlimm! Aufruhr! Protest. All das und noch viel mehr kann man diese Tage vernehmen. Die Medien pushen sich gegenseitig hoch und höher. Mehr, schneller und redundanter die Infos. Irgendwann kann man es auswendig: El Baradei bietet sich an. Aus purer Selbstlosigkeit versteht sich. Und ach ja: Die Plünderungen nehmen zu! Systematisch!, munkelt man, vom Regime organisiert! Und so weiter und so fort.
Ich will die Proteste nicht verhöhnen. Die Verbrechen nicht bagatellisieren. Aber diese starke Fokussierung auf ein Thema finde ich falsch: Zwei Wochen geht es heiß her und danach fragt keiner mehr, wie’s ist, wie’s steht und wie’s so geht. Bleibt es ruhig nach dem Freitagsgebet?

Ich will nur aufrütteln, mich und andere durchschütteln. Ägypten ist nicht der einzige Ort, wo es brennt. Klar, Tunesien!, magst du rufen. Doch das meine ich nicht. Nein. Unterdrückung, Ausbeutung, Gewalt und rohe Worte gibt’s nicht nur in Kairo, Alexandria und Tunis.

Im Gegenteil: Nimm dir die Weltkugel und such mal ein Land, in dem eine heile Welt existiert. Du wirst es nicht finden! Das heißt doch, dass Unfrieden, Ungerechtigkeit und Korruption auch in Europa wohnen, aber diskret und fein in der Chefetage thronen. Oder im Bauarbeiterwagen sitzen und schwitzen. Dass Gewalt und Ausbeutung vielleicht in deinem Viertel geschehen, dass Prostituierte in der Makarenko als Sexobjekte seelisch und körperlich missbraucht werden. Dass rohe Worte bei dir im Haus, vielleicht sogar in deiner Wohnung überleben, vielleicht sogar residieren. Weil sich keiner traut und wehrt. Und das bislang den Aufstand erschwert. Darüber berichtet aber keiner. Ägypten ist nicht weit weg. Es ist nur ein Beispiel dessen, was an vielen Orten der Welt passiert. Das sollten wir nicht vergessen!


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